40er-Service: Hintergründe meiner »Social Silence«

In den letzten Monaten war es auf meinen Social-Media-Kanälen recht still. Der Grund dafür sind zwei Verletzungen, die mich seit Ende August davon abgehalten haben, spannende Dinge in den Bergen zu unternehmen und davon zu berichten.
Für jene die es interessiert, hier ein paar Zeilen zu den Geschehnissen in dieser Zeit:

Was für ein Sommer!

Angefangen hat er mit dem ersten Teil der Ausbildung zum Canyoning-Guide, ein paar tollen Schluchten im Land, Touren und Kurse in der Silvretta und im Rätikon, zwischendurch ein bisschen klettern und dann noch eine großartige Tourenwoche im schönen Wallis. Das Highlight war dann die erfolgreiche Expedition zum Pik Lenin Ende Juli bis Mitte August.

Danach hatte ich mir arbeitstechnisch ein wenig Ruhe gegönnt, um mich bestens auf den zweiten und letzten Teil der Canyoningguide-Ausbildung vorzubereiten, die notwendigen Schluchten als Co-Guide zu machen, mir den Traum vom Fliegen zu erfüllen und mich für das eine oder andere Bergprojekt in Südamerika vorzubereiten. Doch es kam ein wenig anders.

Ein kleiner Ausrutscher und eine unglückliche Landung

Dass es im Bach rutschig sein kann, das weiß jede*r. Und ein bisschen rutschen ist ja nicht so schlimm, blaue Flecken und die eine oder andere Schürfwunde heilen schnell. Ein kleiner Ausrutscher Ende August sollte mich jedoch noch länger beschäftigen. Die Kombination Dreck, Nässe, Neigung und ein schwerer Rucksack sind nicht optimal. Wenn man unter diesen Umständen rutscht ist es nicht ratsam, sich mit der einen noch freien Hand nach hinten abstützen. Ich habe es gemacht, konnte mit dem dann folgenden Schmerz jedoch gut leben. Das Bier nach der Tour ließ sich auch mit Links zum Mund führen. Und wenn man am nächsten Tag noch arbeiten kann, dann ist’s ja sicher nicht allzu schlimm. Dachte ich.

Diesen nächsten Tag im Canyon hätte ich mir besser gespart, denn beim letzten (und einzigen) Sprung im kleinen und sehr gemütlichen Matonabach in Buchboden war da ein Stein, mit dem mein Sprunggelenk keine Freude hatte. Zumindest war das meine Interpretation des Schmerzes nach der Landung.

Aber – wie immer – so schlimm kann es nicht sein, wenn man sich noch zum Auto schleppen, entspannt ins Krankenhaus fahren und in die Ambulanz humpeln kann. Nachdem ich im Röntgenzimmer aufgefordert wurde, in einen Rollstuhl zu klettern ohne den Fuß zu belasten, bestätigte mir der Schiebende, dass das eher kein gutes Zeichen sei.

Zwei Stunden nach dem Sprung verließ ich auf einem Bein hüpfend (es gab einen Krücken-Lieferengpass in Bludenz) mit Gips und der Diagnose »Fraktur Innenknöchel rechts« das Krankenhaus. Blöd, weil den Gleitschirmkurs und die Canyoningguide-Ausbildung musste jetzt abgesagt werden.

Was tun mit soviel Zeit Freizeit? Ganz klar: Buchhaltung, die Papierstapel abarbeiten, das längst überfällige Filmprojekt abschließen, die Websites fertigstellen, an denen ich schon viel zu lange arbeite und nebenher heilen. Oder Urlaub? Google sagt, fliegen mit Gips und Krücken ist kein Problem. Hmmm. Eine schwere Entscheidung? Nein.

Vier Tage nach der Verletzung war dann auch der erste Flug in die Ukraine gebucht. Odessa soll schön sein, da war ich noch nie. Und Georgien, da wollte ich schon lange hin. Auch das war schnell gebucht und der Kontrolltermin im LKH Bludenz passte genau dazwischen hinein. Perfekt. Es folgte eine schöne, erholsame Zeit im Osten, mit lieben Menschen, die man schon zu lange nicht mehr gesehen hat.

Der Schlamassel mit der Schulter

Was außerdem in die zwei Tage zwischen den Reisen passte, war ein kurzer Besuch bei meiner Hausärztin. Die Sache mit der Schulter fühlte sich noch nicht ganz okay an. Natürlich, Rucksack und Krücken waren der Heilung nur bedingt dienlich, deshalb wollte ich mir sicherheitshalber betätigen lassen, dass alles super ist. Es gab dann aber eine Überweisung ins MR-Institut, Ende September hatte ich den Termin.

Der Befund versprach eine Verlängerung der 40er-Servicearbeiten. Da war einiges an Sand im Getriebe: Die Supraspinatussehne war ab und hatte sich fast zwei Zentimeter zurückgezogen. Die lange Bizepssehne war zur Hälfte eingerissen und einen entzündeten Schleimbeutel gab es noch gratis dazu. Das hieß Operation, viel Physio und fünf bis sechs Monate Pause. Adios Frühwinter-PowPow, Eisklettern und Reisen. Auch die Tour in Patagonien konnte ich nun endgültig abhaken und die weitere Planung für den Herbst einstellen.

Vor 5 Wochen hatte ich meine Operation in Innsbruck. Der Schleimbeutel ist nun weg, die lange Bizepssehne wurde gekappt und wohl aus Gewichtspargründen verkürzt (Dr. Sperner weiß, dass ich gerne klettere). Das Schulterdach hat zudem einen schnittigen neuen Schliff bekommen und die Supraspinatussehne wurde mit zwei Klemmkeilen, zwei Copper Heads und den besten Kevlar-Reepschnüren am Markt wieder so fixiert, wie es sein sollte.

Seither halte ich mich strikt an die Anweisungen des Arztes und des Physiotherapeuten. Den über die Wochen angehäuften Krankenstand-Speck an meiner Körpermitte versuche ich mit dem geliehenen Hometrainer (danke Schwesterchen!) in Muskelmasse zu verwandeln und an den Oberschenkeln anzusiedeln. Die Gerätschaften, mit denen ich bei der Physiotherapie hantiere, habe ich mir im Schlafzimmer nachgebaut und so angepasst, dass auch die Unterarme etwas von dem ganzen Vor und Zurück und Rauf und Runter haben.

Dr. Sperner meinte letzte Woche, meinen ersten Klimmzug kann ich dann in drei bis vier Monaten machen, es wird also noch ein bisschen dauern, bis ich wieder richtig Gas geben kann. Aber, am Wochenende fand ich heraus, dass die gut 1.000 Höhenmeter auf den Hohen Fraßen mit dem lädierten Knöchel wieder ganz gut möglich sind – und das macht Freude. Das einzige Problem das ich auf mich zukommen sehe ist, »Wie schaffe ich es neben den vielen jetzt geplanten Projekten, Reisen und Touren noch ein bisschen Zeit zum Arbeiten zu finden?«

Diesen 40er-Service erkläre ich nun für quasi abgeschlossen. Nicht nur für mich gut, denn irgendwie habe ich das Gefühl, dass jede meiner Verletzungen einen Lockdown mit sich bringt (kaputter Daumen im Winter 2020, Knieverletzung im Herbst 2020 und nun das hier).

Genießt auch ihr die gerade angefangene ruhige Zeit, als Motivation möchte ich euch ein optimistisches Ständchen von Christoph und Lollo empfehlen…

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